Georg Seidel, geboren am 28. 9. 1945 in Dessau. Lehre als Werkzeugmacher. Abitur. Einjähriges Katechetenseminar. 1967 Bühnenarbeiter am Theater Dessau. Beginn des Maschinenbaustudiums an der Ingenieurschule Karl-Marx-Stadt. Exmatrikulation wegen der Verweigerung des Wehrdienstes mit der Waffe (führte später auch zur Zurücknahme einer bereits gegebenen Immatrikulationszusage des Literaturinstituts Leipzig). 1969 für eineinhalb Jahre als „Bausoldat“ eingezogen, anschließend wieder Bühnenarbeiter in Dessau. 1973 Beleuchter bei der DEFA in Berlin, ab 1975 in gleicher Funktion am Deutschen Theater in Berlin. 1982–1987 dramaturgischer Mitarbeiter am Deutschen Theater. Seit 1987 freier Schriftsteller. Seidel starb am 3. 6. 1990 an Krebs.
* 28. September 1945
† 3. Juni 1990
von Wolfgang Seibel
Essay
Georg Seidel war nur eine kurze Schriftstellerkarriere vergönnt. 1985, mit seinem zweiten Stück, „Jochen Schanotta“, machte er erstmals von sich reden. Drei Jahre später, nach der ersten West-Inszenierung eines seiner Stücke („Jochen Schanotta“ in Basel 1987) und den Uraufführungen von „Das langsame Kind“ (später „Carmen Kittel“) und „Königskinder“ (1987 und 1988), wurden auch die überregionalen Feuilletons allmählich auf Seidel aufmerksam. „Ich kenne zur Zeit keinen westdeutschen Autor, der ähnlich konsequent und bühnensicher die Bedingungen sozialen Lebens mit ihren verheerenden Auswirkungen im privaten Bereich zu verknüpfen wüßte“, meinte Gert Loschütz. Als Seidel 1990, knapp 45jährig, seinem Krebsleiden erlag, war er ...